Archiv 2013
02. Dezember 2013, Ostholsteiner Zeitung, Fotos und Text Peter Braune
Besinnliche Feier in der Turmhügelburg
Zahlreiche Lütjenburger und auch Besucher aus dem Umland haben jetzt eine Vorstellung davon, wie vor Hunderten von Jahren hier Advent gefeiert worden sein könnte: Auf Einladung des Fördervereins Turmhügelburg gestaltete Kantor Ralf Popken im Wirtschaftsgebäude des Mittelalterzentrums im Nienthal eine stimmungsvolle musikalische Andacht."
Dafür hatte er das Quartett Cantemus und seine Michaelis-Singknaben und -mädchen mitgebracht. Alle waren natürlich, wie er selbst auch, mittelalterlich gewandet. Und aus deren Reihen traten Ensemblemitglieder auch als Lektoren auf. Die Besucher wurden ebenfalls aktiv in die Andacht mit einbezogen und folgten gerne der Einladung, in die Lieder einzustimmen."
Zum Abschluss dieser Adventsveranstaltung, die ab Vormittag mit einem kleinen Mittelaltermarkt begonnen hatte, sorgten die Gastgeber für Stärkung mit Schmalzbroten und selbstgebackenen Plätzchen. Besonders heiß begehrt waren allerdings die wärmenden Getränke, weil das Gebäude nicht geheizt worden war.
23. September 2013
"Laut schallt es vom hölzernen Turm im Nienthal weit in die Lande hinaus:
"Ihr Leute, höret gut uns zu, die Burg geht nun zur Winterruh'!
Doch sollt' Ihr nicht hinterm Ofen hocken, wir wollen Euch mit Vorträgen locken!!".
Da jetzt die besucherärmere Zeit anbricht, nutzt dies der Förderverein, um an der Burg in den kommenden Monaten kleinere Bau- und Reparaturarbeiten durchzuführen – alles im Hinblick auf die kommende Saison.
Aus diesem Grund entfallen vom 04. Oktober 2013 bis Ende März 2014 auch die regelmäßigen Führungen durch die Burganlage mittwochs, samstags und sonntags um 15:00 Uhr. Lediglich am 03. Oktober, am 30. November (Adventsmarkt) sowie am 25. und 26. Dezember 2013 werden um 15:00 Uhr Führungen angeboten. Führungen von Gruppen können jedoch jederzeit weiterhin unter der Telefonnummer:04381 -912247 oder über das Internet angemeldet werden.
Bis Ende Oktober bleiben die Gebäude tagsüber weiterhin zugänglich, anschließend werden die Häuser und der Turm verschlossen, das Gelände der Burg bleibt jedoch frei begehbar.
Der Turmhügelburgverein startet nunmehr in der Wintersaison wieder seine Reihe "Lütjenburger Vorträge zur Archäologie und Geschichte". Einladungen erfolgen rechtzeitig.
Termine sind:
- 12. November 2013,
- 03. Dezember 2013
- 14. Januar 2014
- 25. Februar 2014
jeweils 19:30 im Hotel "Lüttje Burg", Marktplatz in Lütjenburg.
15. Juli 2013, Ostholsteiner Zeitung, Anne Holbach, Foto Imke Schröder
Im Lütjenburger Nienthal wird das Mittelalter wieder lebendig
Das Mittelalter gilt eigentlich als finstere und barbarische Epoche, trotzdem zieht es jährlich Tausende auf Feste wie die Lütjenburger Mittelalterey, um in die Vergangenheit zu reisen. Was fasziniert uns heute so sehr an diesem Zeitalter?
Rund 100 Zelte hatten Mittelalterfans vergangenes Wochenende in Lütjenburg aufgeschlagen. "Die meisten Gruppen sind aus Norddeutschland. Am weitesten angereist ist unser Schmied, der kommt aus München," erzählt Hartmut Eller, Vorstand des Fördervereins der Turmhügelburg. Im dunkelblauen Gewand begrüßte er als Burgherr Eberhard von Bodendiek die Besucher im Nienthal.
"Wir bemühen uns, hier alles so authentisch wie möglich zu machen," sagt der 71-Jährige. Im Lager gebe es daher zum Beispiel auch keine Kartoffeln oder Kaffee, weil es diese Lebensmittel in Europa damals noch nicht gab. "Aber wir wissen ja nicht genau, wie alles war. Wie die Historiker können wir auch nur aus Quellen schöpfen."
Laut dem Schweizer Historiker Valentin Groebner macht genau diese Ungewissheit die Faszination an der Epoche aus. "Geschichte ist eine Wunschmaschine", sagt der Professor, der sich wissenschaftlich mit dem Mittelalter befasst. Das Mittelalter sei so weit weg von unserem Alltag, dass wir einfach auf jene ferne Zeit unsere Wunschvorstellungen projizieren könnten. Das funktioniere nach einer Art Baukastenprinzip: Die Menschen heute basteln sich ihr eigenes Mittelalterbild aus verschiedenen Versatzstücken zusammen, die ihnen gefallen. Das könne zum Beispiel die Sehnsucht nach Mythen oder Helden sein.
So sind es auch in Lütjen-burg besonders die Ritter, die die Besucher anziehen. Die Leute scharen sich um den Turnierplatz, wenn die Krieger mit Schild und Schwert zum Kampfe reiten. Ein paar Meter weiter probiert der kleine Till ein Kettenhemd an. "Ganz schön schwer," schnauft der Achtjährige. Rund 30 Kilo hatten die vollgerüsteten Ritter seinerzeit zu schleppen, Till bekommt in der Montur kaum sein Schwert in die Luft.
Hinter den schweren Helmen und dem Rüstzeug sitzt Susanne Vahder mit ihrer zehn Monate alten Tochter Katharina, beide standesgemäß gewandet. "Das ist alles selbst genäht", erzählt die 32Jährige, die mit der ganzen Familie auf der Mittelalterey ist.
Die Preetzer sind über Rollenspiele in die Mittelalterszene gekommen: "Das ist unser Hobby. Mein Mann ist ein großer Ritterfreund, kämpft auch oft bei Turnieren mit. Ich mag die Märkte und die familiäre Atmosphäre unter den Leuten." Normalerweise lagerten sie auch am Rande des Festes, mit zwei kleinen Kindern sei das aber nicht machbar.
In den Zelten wird teils auf Fellen und Stroh genächtigt, teils auf Liegen im Schlafsack. Ein besonders schönes Schlafgemach hat der Graf, mit einem fast authentisch nachgebautem Reisebett. "Die Matratzen sind allerdings normal, nicht aus Stroh", verrät Sergent (Kriegsknecht) Volrad zu Daneberg. Im echten Leben heißt der Michael Gringel und arbeitet in der Automobilindustrie. "Ich bin hier immer ohne Handy und Uhr. In meinem Job geht alles im Sekundentakt, hier werde ich vom Holzhacken wach und alles geht langsamer seinen Gang." In der mittelalterlichen Parallelwelt kann der 48-Jährige dem Alltag entfliehen. Außerdem gefällt ihm das Ambiente: "Die Atmosphäre hat mich gepackt. Ich liebe es, wenn abends überall die Lagerfeuer und Fackeln brennen."
"Die Szene nimmt immer mehr zu", beobachtet auch Hartmut Eller. Der Lütjen-burger Verein hat inzwischen knapp 400 Mitglieder, zu Festen kämen Tausende Besucher zur Turmhügelburg. "Die Leute kommen, um etwas zu erleben und im Mittelalter ist eben immer viel los gewesen", so Hartmut Eller über die "Wunschmaschine Geschichte".
Sie alle kämpfen um die Gunst und den Preis des Burgherren.
Erschienen im hein's magazin Ausgabe April 2013, Text: Petra Gramkow / inpuncto werbung
Am 13. März dieses Jahres wurde der 10-jährige Geburtstag des Fördervereins "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg e.V." mit einer kleinen Feier im Lütjenburger Rathaus begangen. Am 15. Juni feierte man nun nochmals ganz offiziell mit vielen geladenen Gästen direkt in Nienthal vor Ort nach. Prof. Dr. Claus von Carnap Bornheim, Leiter des archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein, leitender Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf und ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts sowie weiter wissenschaftlichen Institutionen, gratulierte in seiner Festrede recht herzlich zu diesem besonderem Ereignis. Auch Herr König (LLUR), die Landräten Frau Stefanie Ladwig, der stellvertretene Amtsvorsteher Lütjenburgs Volker Schütte-Felsche und der Bürgermeister Lütjenburgs Dirk Sohn sprachen nette Grußworte. Probst Petersen hielt eine kurze Andacht. Ein buntes Rahmenprogramm aus Musik, Vorträgen und vielerlei Aktionen machte die Feier dann zu einer runden Angelegenheit.
25. Juni 2013, Ostholsteiner Zeitung, Text und Foto Peter Braune
Mittelalterzentrum ist mit der Einweihung einer Schänke (vorerst) komplett
Die Burgschänke im Lütjenburger Mittelalterzentrum hat ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Bei einer Feier mit geladenen Gästen nutzten etliche Besucher dieses jüngste – und vorerst letzte – Bauwerk am Rande des mittelalterlichen Dorfes rund um die Turmhügelburg, um sich mit dunklem Burgbier im Tonkrug und anderen Leckereien verwöhnen zu lassen.
Das sechseckige Bauwerk aus geschältem und beschlagenem Eichenholz in einer Fachwerkkonstruktion trägt ein Gründach. Neben dem Ausschank, der vor allem bei Veranstaltungen geöffnet ist, bietet die Burgschänke mit seiner überdachten Fläche aber auch Besuchern einen sicheren Wetterschutz."
"Gezeichnet hat die Konstruktion "Burgbaumeister" Klaus Dygutsch, Chef des Preetzer Bauunternehmens Schwalbe und zusammen mit dem Vorsitzenden des 2003 gegründeten Fördervereins, Hartmut Eller, treibende Kraft und Initiator des Projektes Turmhügelburg. Sie entwickelten das Konzept für die Rekonstruktion eines mittelalterlichen Rittersitzes und sorgten dann mit Engagement und Überredungskunst dafür, dass sich im Laufe eines Jahrzehntes die Vorburg mit Gebäuden füllte."
"Entstanden sind außer dem hölzernen, von einem Wassergraben umgebenen Wehrturm das Wohnhaus eines Ritters, ein Wirtschaftsgebäude, ein Wohn- und Stallgebäude, die Kapelle, eine Schmiede, ein Backhaus, ein Speicher, ein Brunnen, das Burgtor, ein Bienenhaus und die Brücke über den Bach Lütt Elf."
"Finanziert wurden die Baukosten von rund 1,2 Millionen Euro zu 40 Prozent aus EU-Mitteln. Die restliche Summe warb der Förderverein bei Sponsoren ein, dazu kamen die Eintrittsgelder der jährlich etwa 60000 Besucher.

21. Mai 2013, Ostholsteiner Zeitung, Text und Fotos A. Gothsch
Den Besuchern des Wikinger-Lagers geht es nicht nur um die Schaukämpfe
Aus ganz Deutschland sowie aus Dänemark waren Mittelalter-Fans am Pfingstwochenende nach Lütjenburg zum traditionellen Wikinger-Lager auf dem Gelände der Turmhügelburg gekommen
Eine der weitesten Anreisen dürften Sonia und Arne Focke auf sich genommen haben, die in Kirchheim bei München wohnen. "Allerdings erst seit wenigen Jahren, vorher lebten wir in Kiel und waren bei den Mittelalterfesten in Lütjenburg dabei. Weil uns das so gut gefallen hat, halten wir der Turmhügelburg die Treue", erzählt Sonia, die als Ägyptologin am Ägyptischen Museum in München tätig ist.
Das Interesse am Leben der Wikinger habe ihr Mann geweckt, Archäologe von Beruf, der irgendwann mit dem Schmieden begonnen habe, um nachzuvollziehen, wie die Menschen im Mittelalter ihre Werkzeuge fertigten. Auch in ihrer neuen Heimat sind die Fockes eng mit dem Hobby verbunden, Arne als Vorsitzender des Fördervereins des Freilichtmuseums "Bajuwarenhof" in Kirchheim.
"Es ist schon ein sehr zeitintensives Hobby und es steckt auch einiges an Geld darin, denn die Kleidung und alles Zubehör fertigen wir selbst an. Am liebsten aus altem Bauernleinen, das wir teilweise übers Internet beziehen", erzählt Sonia, die neben den Schmiedearbeiten ihres Mannes inzwischen auch selbst gestaltete Armbänder, kleine Lederbeutel, bestickte Täschchen oder Nadelbücher verkauft. "Handgearbeitetes wissen wir jetzt viel mehr zu schätzen, gehen bewusster damit um, auch mit Lebensmitteln", beschreibt Sonia Focke einen ideellen Aspekt, der sich aus der historischen Rückschau entwickelt hat.
Wertschätzung für das Material und die Handarbeit sind auch für den "Messermacher" Tilo Knuth aus Bosau ein wichtiges Motiv, dicht gefolgt vom "wunderbaren Ausgleich, den mir dieses Hobby zu meinem Berufsschullehrer- Alltag bietet", so der Informatiker. Drei bis vier Stunden pro Woche versucht er sich dafür freizuschaufeln, um in seinem Hobbykeller oder in der Mini-Schmiede Messer aus ausgesuchten Materialien anzufertigen. Gerade erst hat der 43-Jährige beim größten Messermacher-Treffen in Dänemark mit rund 150 Teilnehmern mit einem Miniatur-Messer von etwa 5,5 Zentimetern Länge aus Damaststahl, Silber, Ebenholz und Wüsteneisenholz aus Arizona den dritten Platz belegt. Da er selbst Linkshänder ist, fertigt er auch Schneid- und Schnitzwerkzeug für Linkshänder.
13. Mai 2013, Ostholsteiner Zeitung, Text und Foto Peter Braune
In Lütjenburg wurde Geschichte lebendig
Zahlreiche Familien nutzten den Muttertag für einen Ausflug in das Mittelalter-Museum in Lütjenburg.
Besucher konnten nicht nur Atmosphäre schnuppern und die authentischen Nachbauten historischer Gebäude dieses Rittersitzes betreten. Eine Mittelaltergruppe verbrachte das Wochenende in der Burg und ließ sich gerne mit Fragen löchern. Die Mitglieder erzählten vom Alltagsleben unserer Vorfahren vor etwa 800 Jahren. Zum Angebot für die Museumsbesucher gehörten auch die Vorführung alter Handwerkstechniken wie Weben, Schmieden und Bogen-bau sowie auch das Schießen auf Scheiben.
Zahlreiche Gäste nutzten auch die Gelegenheit, sich von Fachleuten des Fördervereins über die Entstehungsgeschichte des Projektes Turmhügelburg informieren zu lassen. Zweimal wurden außerdem jeweils einstündige Führungen angeboten. Und wem dieser Einblick ins Mittelalter immer noch nicht reichte, der konnte bei der archäologischen Sonderführung mit Heinrich Oelerich die Reste "echter" Turmhügelburgen im nahen Umland noch an sehen.

22. April 2013, Ostholsteiner Zeitung, Text und Foto H.-J. Schekahn
Kampfgeschrei, Schwerter klingen, Mittelalter-Soldaten brüllen Kommandos: Die Turmhügelburg in Lütjenburg war am Wochenende Schauplatz einer groß angelegten Kampfübung. 50 Hobby-Krieger versammelten sich, um für eine Darstellung der Schlacht bei Bornhöved aus dem Jahr 798 zu trainieren. Einige Teilnehmer sahen bereits aus der Entfernung blutrünstig und gefährlich aus. Sie trugen neben einem Eisenhelm auch Ledermasken, die gegen Schwertschläge schützen sollten.
22. April 2013, Ostholsteiner Zeitung, Text und Fotos H.-J. Schekahn
Training für die Schlacht von Bornhöved
Das Mittelalter ist reich an Schlachten und Scharmützeln. Selbst Historiker wissen nicht immer, warum wer auf wen gerade eingeprügelt hat. Eine Ausnahme ist die Schlacht auf dem Sventanafeld bei Bornhöved im Jahr 798, wo Abodriten und Franken ein sächsisches Herr besiegten. 50 MittelalterSoldaten übten am Wochenende auf der Turmhügelburg mit damaligen Waffen. Sie wollen 2014 die Schlacht nachstellen
"Nockt die Pfeile. Auf das Ziel. Los." Einer gibt das Kommando. Die Bogenschützen schießen im 45-Grad-Winkel in den blauen Himmel. Die Pfeile fliegen 50 Meter hoch, um sich auf eine Gruppe Soldaten zu senken, die sich hinter und unter ihren Schilden verbergen. Ausgestattet mit Lederwams und Eisenhelm sind sie gut geschützt.
Mit solchen Szenen begannen die mittelalterlichen Schlachten, erzählt Alexander Krücke, einer der Organisatoren des Trainingswochenendes. Die Bogenschützen eröffneten auf einer Distanz von über 200 Meter den Beschuss auf die gegnerischen Reihen. Die Pfeile sausten mit einer Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern vom Himmel und waren selbst auf große Entfernungen eine tödliche Bedrohung. Erst wenn sich die feindlichen Linien näher gekommen waren, griffen die Kämpfer zu Lanze und Schwert.
Dieses Gefecht Mann gegen Mann übt eine andere Gruppe an der Brücke über der Au an der Turmhügelburg. Sie schreien und stoßen, sie schlagen und stechen. Manchmal gibt es kleine Blessuren und ein Kämpfer legt eine Schmerzpause ein. Erst als ein Hund über die Brücke trottet, hört die kleine Schlacht auf.
"Wir wollen die Schlacht bei Bornhöved vom Ablauf, Ausrüstung und dem Einsatz der verschiedenen Waffengattungen möglichst detailliert darstellen", so Krücke. Daher kommen auch berittene Bogenschützen und Schleuderer zum Einsatz. Wer denkt, dass sich mit einer Wurfschleuder in der Hand nichts ausrichten lässt, der täuscht sich. Krücke berichtet, dass gerade die Schleuder äußerst effektiv über größere Distanzen gegen den Feind wirkte.
In der Schlacht von 798 verloren zwar die Sachsen, die aber kurze Zeit später wieder in den Norden einrückten. Das blutige Ringen war so ziemlich umsonst. Die Geschichtsschreibung hätte wahrscheinlich größtenteils über den Waffengang hinweg geschaut, wenn nicht Karl der Große der Anführer der Franken gewesen wäre. Krücke hofft, dass sich bei der Nachstellung im nächsten Jahr 200 Hobby-Krieger im Erlebniswald in Trappenkamp einfinden. Anmeldungen gibt es bereits aus Österreich, Dänemark, Schweden, Polen und Großbritannien.
Die norddeutschen Mittelalter-Freunde haben allerdings ein Problem. Sie sind meist nach Art der Wikinger gewandet und bewaffnet. Bis 2014 sollen aber die Teilnehmer ihre Kluft nach Mode der Sachsen und Franken nachrüsten, verspricht Krücke den Zuschauern.
18. April 2013, Ostholsteiner Zeitung, Text und Foto A. Gothsch
Landtagspräsident zeichnete Turmhügelburg-Engagierte aus
"Das Ehrenamt kann man nicht hoch genug schätzen, und es ist immer wieder erstaunlich, welche großartigen Projekte sich in unserem Land auf der Basis ehrenamtlichen Engagements entwickelt haben", sagte Landtagspräsident Klaus Schlie bei seinem Besuch auf dem Gelände der Turmhügelburg im Lütjenburger Nienthal.
Als Würdigung für die unzähligen Stunden, die von der Idee über die Ausführung bis hin zum laufenden Betrieb von den Mitgliedern der "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg" und vielen freiwilligen Helfern bisher geleistet wurden, überreichte der Landtagspräsident eine Ehrenurkunde, die Klaus Dygutsch, der als Planer und Bauleiter großen Anteil an der Entstehung der Burg nach historischem Vorbild hat, stellvertretend für den rund 380 Mitglieder zählenden Verein entgegennahm. Schlie zeigte sich beeindruckt von der detailgetreuen Rekonstruktion der Anlage, die 2010 vom Land offiziell als Museum anerkannt wurde und jährlich etwa 60 000 Besucher anzieht.
Erschienen im hein's magazin Ausgabe April 2013, Text und Foto Petra u. Stefan Gramkow / inpuncto werbung
Zehn Jahre "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg e. V."
Der 13. März dieses Jahres gab Anlass zu Gratulationen und angeregten Gesprächen, schließlich wurde auf den Tag genau vor zehn Jahren mit damals elf Teilnehmern der Verein "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg e. V." ins Leben gerufen. (Heute besteht der Verein aus 375 Mitgliedern). In einer kleinen feierlichen Runde aus Vereinsmitgliedern, Abgesandten des Landes Schleswig-Holstein, dem Kreis Plön, der Stadt Lütjenburg sowie interessierten Gästen gedachte man diesem für Lütjenburg und im Grunde für ganz SchleswigHolstein einschneidenden Tag im Jahre 2003, der dazu geführt hat, dass sich aus einem ehemals sehr umstrittenen Projekt ein heute höchst anerkanntes schleswig-holsteinisches Mittelalterzentrum und touristischer Anziehungspunkt entwickelte. Hartmut Eller, erster Vorsitzende des Vereins, ist stolz auf den großen Erfolg dieses ganz besonderen Freilichtmuseums: "Alljährlich besuchen zwischen 60.000 bis 70.000 Interessierte unsere drei großen Veranstaltungen, zu welchen jeweils ca. 300 bis 400 Akteure aus ganz Deutschland, Tschechien und Österreich anreisen. Unser beliebter Adventsmarkt und viele Treffen historisch orientierter HobbyGruppen zählen ebenfalls dazu. Auch bei den über zweihundert Führungen pro Jahr informieren sich viele Menschen jeder Altersgruppe über unsere historische Vergangenheit." Hartmut Eller bedankte sich bei allen im Verein tätigen, welche mit viel Liebe, Sachverstand und großem Engagement die arbeits- und kostenintensiven Aufgaben ausfüllen. Bis auf einen geringfügig Beschäftigten arbeiten alle Beteiligten rein ehrenamtlich. Bisher sind ca. 876.000 Stunden zusammengekommen. Die insgesamt vier Hektar umfassende Burganlage, wie wir sie heute sehen, beläuft sich mit den Gebäuden auf einen Wert von 2,2 Millionen Euro. Ca. sechzig Prozent davon stammen aus Eigenwerbung des Vereins und von Sponsoren. Die restlichen vierzig Prozent trug die EU dazu bei.
Alles begann mit einem Hügel in Nienthal, auf welchem ein hölzerner Turm errichtet wurde, was zu vielen Spekulationen in der Bevölkerung führte: Baute man dort vielleicht eine "Windmühle"? Weit gefehlt. Es handelte sich um einen mittelalterlichen Wehrturm, auch Motte genannt. Bis es dazu kam, waren viele Hürden zu überwinden. "Was haben wir in unsrer Region mit solch einem "Chateau ä Motte" zu tun?" Im Jahre 2001 begann die Auseinandersetzung mit dem Leitprojekt. Immer wieder gab es Rückschläge, viele gaben dem Vorhaben keine Chance. "Was ist überhaupt eine Motte bzw. Turmhügelburg und was wollen wir mit einem solchen künstlichen Nachbau?" Man nahm das Objekt nicht ernst und sprach von einer "Pseudomotte". Die Altvorderen gaben den Kampf jedoch nicht auf. Endlich setzte man das Projekt durch. Bei der Errichtung des Turmes und des Eingangstores stellte das Arbeitsamt Plön ABM-Mittel zur Verfügung. Mit einer zu einem sehr günstigen Preis tätigen fachkompetenten Firma wurden zusammen die ersten Bauten errichtet. Um die Anlage nach 2002 weiter ausbauen zu können, wurden Landesmittel zugesagt. Zur Umsetzung und Unterstützung der weitgreifenden Pläne bildete sich dann der Förderkreis "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjen-burg e. V.". Man nahm sich vor in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesamt für Denkmalpflege ein wissenschaftlich fundiertes lebendiges Freilichtmuseum des 12. und 13. Jahrhunderts zu schaffen. Mit den Erkenntnissen experimenteller Archäologie wurde ein wunderbares Bild damaliger Zeit geschaffen, das in vielen Aktionen sowie Veranstaltungen lehrreich und anschaulich dargestellt wird. Original mittelalterlich gewandete Aktivisten treffen sich hier regelmäßig über längere Zeit oder als Tagesbesucher zu ihren "Lagern". Wie im wahren damaligen Leben teilen sie ihren Platz mit Nutztieren, benutzen altertümliche Gebrauchsgegenstände oder üben sich in überlieferter Waffenführung. Es finden historische Führungen, Schulprojekte, Workshops, sogar Hochzeiten in originalgetreuem Rahmen statt.
Nach heutigen Erkenntnissen gab es seinerzeit fünfundvierzig solcher Turmhügelburgen im Kreis Plön. Aus dem Umkreis Lütjenburgs sind elf ritterliche Motten bekannt und Teils noch in Ansätzen als Kulturdenkmale erhalten. Die Turmhügelburg in Nienthal hat es ursprünglich hier nicht gegeben, man hätte sich damals jedoch bei Bedarf wohl für diese ideale Stelle entschieden.
Nach alten Wandteppichen, Gemälden und Darstellungen wurde die Turmhügelburg Nienthal als Anlage mit dem Wehrturm, schützenden Palisaden, Wassergraben, Wohn-, Wirtschafts- und Stallgebäuden, Bienenhaus, Speicher, Backhaus, Ziehbrunnen, Holzbrücken und Kapelle originalgetreu rekonstruiert. Auch ein großer Reit- und Turnierplatz ist zu finden. Als Vorbild der mittelalterlichen Burganlage dienten zudem archäologische Befunde u. a. von Ausgrabungen des kleinen und großen Schlichtenbergs bei Futterkamp, in der Nähe von Giekau sowie Rethwisch bei Preetz. Grundlage der baulichen Tätigkeiten waren alte Techniken unter Verwendung von Eichenholz, handgeschmiedeter Nägel, Holzverbindungen und Lehmflechtwerk.
Lütjenburgs Bürgermeister Dirk Sohn ist voll des Lobes für den großen Einsatz der Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg e. V.: "Mit Hartnäckigkeit, Ausdauer, immer das Ziel vor Augen, wurde eine Burganlage geschaffen, die seines Gleichen sucht. Nach zehn Jahren wurde mehr als das ursprüngliche Ziel erreicht. Dabei entwickelten Klaus Dygutsch und Hartmut Eller mit einem Kreis von Ehrenamtlichen laufend neue Ideen. Die Stadt unterstützt auch weiterhin finanziell und manuell den Betrieb der Burganlage, die weit über die Landesgrenzen hinaus ein wichtiger Pfeiler der Geschichte in der Hohwachter Bucht geworden ist."
Hartmut Eller bedankte sich bei Klaus Dygutsch, dem Mann der ersten Stunde, der den Anstoß zu diesem großartigen Projekt gab. Auch die vielen Helfer, die Sponsoren, der Vorstand des Vereines und die Stadt Lütjenburg erhielten Lob: "Gemeinsam sind wir auf einem guten Weg. Ein besonderer Dank geht an den ehemaligen Bürgermeister der Stadt Lütjenburg, Günter Marsula. Er hat das Projekt nach Lütjenburg geholt. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir es geschafft haben, vom Kieler Bildungsministerium anerkannt zu sein."
Klaus Dygutsch (Vorstandsmitglied, Initiator, Bauherr) hielt einen kleinen Rückblick auf die Anfänge der Turmhügelburg: "Am 17.10.1997 traf ich den Leiter der Lebenshilfeeinrichtung Plön, Michael Roelck. Ich fragte ihn, was er denn im Moment mit seinen Leuten so mache. Zur Antwort erhielt ich, dass die Landschaftspflege anstehe, dazu gehörten auch die Reste von ca. 35 Turmhügelburgen aus dem Mittelalter. Roelcks Ziel war es, mit seiner Mannschaft eine solche Burg nachzubauen, was jedoch am Ende nicht gelang. Ich konnte mir nicht vorstellen was eine Turmhügelburg ist und so fuhren wir nach Dobersdorf, um uns Erdhügel anzusehen. Ich fragte mich, wie solch eine Burg wohl ursprünglich ausgesehen hat. Es gab nur einige Wenige, darunter Heinrich Oelerich aus Lütjenburg, die sich schon länger mit diesen besonderen Nachlässen unserer Vorfahren auseinandergesetzt hatten. Sogar Archäologen, interessierten sich noch nicht sehr für diese Art von Kulturdenkmalen", so Dygutsch. Im Jahre 2000 kam es zu einem Zusammentreffen von Doktoren, Professoren und Interessierten. Klaus Dygutsch schaffte es, die Runde für das Bauprojekt Turmhügelburg Nien-thal zu erwärmen. Im Jahre 2002 wurde dann das Richtfest des Wehrturms gefeiert. "Da es immer wieder zu großen Schwierigkeiten und sogar zum Stopp der Baumaßnahme kam, wurde der Bürgerverein "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg e. V." gegründet, der sich seither mit großem Elan erfolgreich für das Projekt einsetzt."
Was einst mit einem einzelnen Turm anfing, ist heute noch längst nicht am Ende angelangt. Auf unsere Frage nach zukünftigen Bauvorhaben informierte uns Hartmut Eller: "Wir beginnen jetzt mit dem Bau einer Burg-schänke. Hier werden sich unsere Besucher stärken können. Ein beheiztes Museumsgebäude mit separatem Eingangsbereich ist in Planung und wird jetzt mit der baulichen Klärung angeschoben. Dieses Projekt wird mit ca. 450.000 Euro zu Buche schlagen. Davon muss der Verein allein 250.000 Euro aus eigenen Mitteln aufbringen. Über hilfreiche Spenden sind wir deshalb immer höchst erfreut! Der Komplex wird einen Eingangsraum mit Kassenhäuschen, Ausstellungsräume, Shop, einen Raum für Seminare und Vorträge, Aufenthaltsräume für Mitarbeiter, Lager und Büro enthalten. Hier sollen Leihgaben anderer Einrichtungen bzw. Privatpersonen, auch regionale Funde, aus der Zeit der Turmhügelburgen zu sehen sein". Am Samstag, den 15. Juni wird das zehnjährige Bestehen nochmals bei einer großen öffentlichen Veranstaltung auf dem Gelände der Turmhügelburg gefeiert. Auch der SchleswigHolsteinische Ministerpräsident Thorsten Albig wird eine Einladung erhalten.
13. März 2013, Ostholsteiner Zeitung, Text und Bild Peter Braune
Turmhügelburg lockt seit über zehn Jahren Besucher an - Museum auf dem Gelände geplant
Besucher der Lütjenburger Turmhügelburg können schon bald ihr Dunkelbier im Tonkrug in der neuen Schänke zischen. Am Rand des mittelalterlichen Dorfes im Nienthal entsteht gerade das sechseckige Bauwerk aus geschältem und beschlagenem Eichenholz in einer Fachwerkkonstruktion. Es soll ein Gründach erhalten und neben dem Ausschank bei Veranstaltungen auch genug überdachte Fläche als Wetterschutz bieten.
Gezeichnet hat die Schänke Klaus Dygutsch, der als "Baumeister" und Chef des Preetzer Bauunternehmens Schwalbe von Anfang an die vor mehr als zehn Jahren begonnene Rekonstruktion einer mittelalterlichen Turmhügelburg vom Typ chateau à motte maßgeblich begleitet hat. "Da heute nur noch Erdbauwerke dieser Burgen existieren, stellte sich damals die Frage, wie die Burgen auf den von einem Graben umgebenen Hügeln aus gesehen hatten", erinnerte er an den Beginn dieses Projektes.
Beim Bau des hölzernen Wehrturms ist es nicht geblieben. Im Laufe der Jahre entstand ein mittelalterlicher Adelssitz als Gutshof. Nach und nach vergrößerte sich die Burganlage durch das Wohnhaus des Ritters, ein Wirtschaftsgebäude, ein Wohn- und Stallgebäude, die Kapelle, eine Schmiede, ein Backhaus, einen Speicher, einen Brunnen, das Burgtor, ein Bienenhaus und die Brücke über den Bach Lütt Elf.
Dabei ist den Lütjenburger Initiatoren um Dygutsch und den Vorsitzenden des 2003 gegründeten Fördervereins, Hartmut Eller, das Gesamtwerk unter ständiger Beaufsichtigung durch das Archäologische Landesamt offenbar authentisch gelungen. "Im September 2010 wurde die Lütjenburger Turmhügelburg offiziell vom Kultusministerium als Museum anerkannt", freut sich Harmut Eller, der bei Veranstaltungen selbst in die Rolle des Ritters Eberhard von Bodendiek schlüpft, über den Erfolg langjähriger ehrenamtlicher Arbeit - und über etwa 60 000 Besucher jährlich.
Davon ist auch Bürgermeister Dirk Sohn begeistert. "Ich bekenne freimütig, dass ich anfangs skeptisch war. Inzwischen bin ich zu einem Unterstützer der Turmhügelburg geworden, die ein wichtiges Aushängeschild Lütjenburgs ist", stellt er fest.
"Bis heute entstanden Baukosten von rund 1,2 Millionen Euro mit einer anteiligen EU-Fördersumme von etwa 550 000 Euro. Insgesamt beläuft sich der Wert der Anlage auf über 2,2 Millionen Euro", erklärt Eller. Dabei sei es nach wie vor Hauptaufgabe des Fördervereins, mit Hilfe von Sponsoren, durch Spenden, Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder und Überschüsse bei Veranstaltungen die Komplementärmittel aufzubringen. Dieses Finanzierungsmodell gelte auch für das angedachte Folgeprojekt. Geplant sei, auf dem Areal ein Museum zu errichten. Es werde über einen Aufenthaltsraum, Seminarräume und einen Shop verfügen und voraussichtlich mit Erdwärme beheizt.