Archiv 2003
Schaufenster, 12.November 2003
Im Jahr 2004 ist einiges geplant
Im Bereich der in diesem Jahr errichteten mittelalterlichen Turmhügelburg bei Nienthal soll 2004 einiges zu erleben sein. Auf seiner letzten Sitzung beschloss der Vorstand der "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg zu Lütjenburg" die Termine für drei mittelalterliche Großveranstaltungen. Außerdem verkündete Bürgermeisterin Silke Lorenz, die auf Einladung an der Sitzung teilnahm, dass die Stadt den Verein nach Kräften unterstützen werde. Sie verwies auf den einstimmigen Beschluss des Hauptausschusses, Mitglied im Förderverein der Burg werden zu wollen.
Los geht es zu Saisonbeginn am 29. Mai mit einem großen Mittelalter-Lager. Eingeladen dazu werden Vereine und Darsteller aus ganz Norddeutschland. Am 24. Juli findet das nächste Treffen statt, bei dem der Schwerpunkt dann auf Ritter- und Reiterspiele gelegt wird. Für den 4. August ist etwas ganz Neues geplant. Dann soll es das erste "Minnesänger-, Spielleute- und Gauklerfest" an der Turmhügelburg im Nienthal geben. An den Wochenenden zwischen den Großveranstaltungen sind weitere kleinere Veranstaltungen und Seminare zu Themen wie Weben, Töpfern, Bogenbau und mittelalterliches Waffentraining vorgesehen.
Dank der ehrenamtlichen Unterstützung von Mitgliedern und Freunden des Fördervereins ist die Burg auch weiterhin in der Regel nachmittags ab 15 Uhr bis zum Sonnenuntergang geöffnet und für Besichtigungen zugänglich. Auch Führungen sind möglich. Koordiniert werden diese Termine von Mandy Baer von "Vitalis" (Telefon 04381/40080). Sie leitet diese und andere Wünsche gerne weiter, wenn Ansprechpartner für Fragen zum Thema Mittelalter gesucht werden. "Zahlreiche Schulgruppen aus dem ganzen Land, aber auch Heimatvereine der benachbarten Kreise und Fachleute des Archäologischen Landesamtes haben sich bereits in der vergangenen Saison an der Burg informiert. Erste Busunternehmen waren auch schon da. Viele Urlaubsreisende aus der Region besuchten die Burg spontan", erzählt sie.
Vorrangiges Projekt für den Verein sei es nun, bis zum kommenden Saisonbeginn für ein festes Toilettenhäuschen zu sorgen. Entsprechende konkrete Pläne wurden bereits vom Vorstand beschlossen und sollen nun mit allen beteiligten Gremien abgestimmt werden. In Vorbereitung ist auch die erste große Mitgliederversammlung des mittlerweile mehr als 60 Mitglieder zählenden Vereins. Sie soll am Freitag, dem 5. Dezember, um 19 Uhr in der Alten Schmiede oder im "Uns Huus" stattfinden. Dann werden die Mitglieder auch über eine Satzung und die neue Nutzungsordnung für die Turmhügelburg abstimmen.
"Nach der spektakulären Eröffnungsfeier wollen wir dafür sorgen, dass die Burg auch im nächsten Jahr zu einer gern besuchten touristischen Attraktion wird", so der Vereinsvorsitzende Harald Brandt. Ziel sei es, die Burg mit Leben zu füllen und zu einem Zentrum für interessierte Mittelalterfans aus ganz Deutschland zu machen, die dort dann ganz nach ihren Vorstellungen Mittelalter erleben können.
Lütjenburger Kurier , 06.November 2003
Das Programm für das kommende Jahr nimmt Gestalt an. Auf seiner Sitzung am Donnerstag beschloss der Vorstand der Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg zu Lütjenburg e. V. die Termine für drei mittelalterliche Großveranstaltungen an der Burg im nächsten Jahr. Außerdem verkündete Bürgermeisterin Silke Lorenz, die auf Einladung an der Sitzung teilnahm, dass die Stadt den Verein nach Kräften unterstützen wird und verwies dabei auf den einstimmigen Beschluss des Hauptausschusses, nun Mitglied im Förderverein der Burg werden zu wollen.
Los geht es zu Saisonbeginn am 29. Mai 2004 mit einem großen allgemeinen Mittelalter-Lager. Eingeladen dazu werden Vereine und Darsteller aus ganz Norddeutschland. Am 24. Juli findet das nächste Treffen statt, bei dem der Schwerpunkt dann auf Ritter- und Reiterspiele liegen wird. Für den 4. August ist etwas ganz Neues geplant. Dann soll es das erste Minnesänger-, Spielleute- und Gauklerfest an der Turmhügelburg im Nienthal geben. An den Wochenenden zwischen den Großveranstaltungen sind weitere kleinere Veranstaltungen und Seminare zu speziellen Themen wie Weben, Töpfern, Bogenbau und mittelalterliches Waffentraining vorgesehen.
Dank der ehrenamtlichen Unterstützung von Mitgliedern und Freunden des Fördervereins Ist die Burg auch weiterhin in der Regel nachmittags ab 15 Uhr bis zum Sonnenuntergang geöffnet und für Besichtigungen zugänglich.
Auch Führungen sind weiter möglich. Koordiniert werden diese Termine von Mandy Baer von Vitalis (Tel.: 04381-40080). Sie leitet diese und andere Wünsche gerne weiter, wenn Ansprechpartner für Fragen zum Thema Mittelalter gesucht werden. Zahlreiche Schulgruppen aus dem ganzen Land, aber auch Heimatvereine der benachbarten Kreise und Fachleute des Archäologischen Landesamtes haben sich bereits in der vergangenen Saison an der Burg informiert. Erste Busunternehmen waren auch schon da. Viele Urlaubsreisende aus der Region besuchten die Burg spontan.
Vorrangiges Projekt ist für den Verein nun, bis zum kommenden Saisonbeginn für ein festes Toilettenhäuschen zu sorgen. Entsprechende konkrete Pläne wurden bereits vom Vorstand beschlossen und sollen nun mit allen beteiligten Gremien abgestimmt werden.
In Vorbereitung ist auch die erste große Mitgliederversammlung des mittlerweile schon mehr als 60 Mitglieder zählenden Vereins. Sie soll am 5. Dezember um 19 Uhr in der Alten Schmiede/Uns Huus stattfinden. Dann werden die Mitglieder auch über eine Satzung und die neue Nutzungsordnung für die Turmhügelburg abstimmen. "Nach der spektakulären Eröffnungsfeier der Burg in diesem Jahr wollen wir dafür sorgen, dass die Burg auch im nächsten Jahr zu einer gern besuchten touristischen Attraktion von Lütjenburg wird", so der Vereinsvorsitzende Harald Brandt.
Ziel sei es, die Burg mit Leben zu füllen und zu einem Zentrum für interessierte Mittelalterfans aus ganz Deutschland zu machen, die dort ganz nach ihren Vorstellungen Mittelalter erleben können.
Lütjenburger Kurier , 11.September 2003
Siehe da, neulich war die erfreuliche Nachricht "Sturm auf die Turmhügelburg", in den KN und im Lütjenburger Kurier zu lesen. Höchstes Lob vom Kreispräsidenten wie "Lütjenburg ist um eine Attraktion reicher" und könne sich als "gute Botschafterin für den gesamten Kreis Plön" entwickeln vollendeten ein landesweites Medienecho, das der NDR mit einer seit Jahren nicht erlebten Sendezeit für Lütjenburg ins Programm genommen hatte.
Für Günter Marsula, unseren ehemaligen Bürgermeister, mag es eine Genugtuung gewesen sein; ebenso für alle, die sich über Parteigrenzen hinweg dieser Idee verschrieben hatten.
Denn gerade die "Turmhügelburg" hatte in der CDU einen starken Gegner, der das Projekt zu einem zentralen Thema bei der Bürgermeister- und danach der Kommunalwahl gemacht und damit wohl viele Stimmen eingefangen hat.
Und jetzt, bei der Einweihung, standen sie alle ganz vorn - in feister Selbstzufriedenheit, sonnten sich im Erfolg, den sie vor Monaten noch bezweifelt hatten. Vergessen waren die Vorwürfe ungeklärter Finanzierung, vergessen waren die Wahlversprechen. Die Gegner der Turmhügelburg haben einen Erfolg mitgenommen, an dem sie zu keiner Zeit irgendeinen Anteil hatten!
Und nun? Die Turmhügelburg ist gemeinsam mit der Nienthaler Auffahrtsscheune Teil eines Projekts "Mittelalterpark." Auch das könnte man vermasseln - wenn man will. Jetzt erst recht, wo man die politische Mehrheit dafür hat.
(Leserbrief:Rainer Krug, Lütjenburg)
Lütjenburger Kurier , 06.September 2003
Die Turmhügelburg in Lütjenburg kann ab sofort täglich besichtigt werden. Ehrenamtliche Mitarbeiter des Fördervereins stehen für die Betreuung der Besucher von 16 bis 20 Uhr, ab Spätherbst wegen der früheren Dämmerung bis 19 Uhr zur Verfügung. Wer in einer Gruppe eine geschichtliche Führung durch den Nachbau der historischen Wehranlage im Nienthäl bekommen möchte, sollte sich mit Heinrich Oelerich (04381/8258) in Verbindung setzen.
Lütjenburger Kurier , 28.August 2003
Auch ohne Statik, so Bürgermeisterin Silke Lorenz bei der Eröffnung der Turmhügelburg bestand diese ihren Härtetest. Über 3000 Besucher waren mit dabei und erfreuten sich über die neue Attraktion im Lütjenburger Nienthal.
Umrahmt von den Bänkelsängern der Gruppe "Mit voller Spielmannswucht", Mitgliedern der neu gegründeten Lütjenburger Mittelaltergruppe sowie befreundeten angereisten Mittelaltergruppen aus Bremen, Braunschweig und Hamburg fand die Eröffnung der mittelalterlichen Turmhügelburg in Nienthal statt. Diese hatten ihre Zelte aufgebaut und ließen die große Schar von Besuchern an ihrem Alltagsleben im Zeltlager teilhaben, in dem auf Stroh geschlafen, auf offenem Feuer gekocht und vielfältige Handwerkskunst ausgeübt wurde.
Mit dabei, wie konnte es auch anders sein, viel Politprominenz aus nah und fern, schließlich ging es um die einzige naturgetreue Rekonstruktion einer mittelalterlichen Turmhügelburg in Norddeutschland. Diese, von einem sieben Meter breiten Wassergraben umgebene und über eine Holzbrücke erreichbare Holzkonstruktion, war das Ziel der vielen Besucher. Bei der anschließenden Schlüsselübergabe betonte Bauherr Klaus Dygutsch, wie wichtig ihm die Erstellung der naturgetreuen Nachbildung der Turmhügelburg war. Dieses Projekt wurde damals als Leitprojekt der LSE, Ländliche Struktur und Entwicklungsanalyse erarbeitet, von Michael Röhlk von der Lebenshilfe entwickelt und von dem damaligen Bürgermeister Günter Marsula, gegen viele andere interessierte Gemeinden, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf dem Weg gebracht. Ebenso betonten alle Redner, dass ohne die Unterstützung des Arbeitsamtes, des Landes und der EU dies nicht möglich gewesen wäre.
In ihrer Rede zur Schlüsselübergabe gab Bürgermeisterin Silke Lorenz ihre Hoffnung über eine gute Zusammenarbeit mit dem Verein zum Ausdruck. "Das sei die Vorraussetzung für eine Weiterführung des Projekts Mittelalterpark", so die Bürgermeisterin, bevor sie den Schlüssel an den Vorsitzenden, Harald Brandt übergab.
Einig waren sich alle Redner darüber, dass die mittelalterliche Turmhügelburg alle Chance eine touristische Attraktion zu werden biete und sich als gute Botschafterin für den gesamten Kreis Plön entwickeln könne. Das Projekt erfülle die Merkmale einer für die Region wichtigen Einrichtung, die nicht nur für die Gäste, sondern vor allem auch bei den vom mittelalterlichen Leben Überzeugten ihren Eindruck nicht verfehlen wird. Wann allerdings der weitere Ausbau des Geländes in Angriff genommen wird, steht zur Zeit noch nicht fest. Die EU - Mittel für den weiteren Ausbau stehen allerdings auf jedem Fall bis 2006 dafür bereit, erklärte der Sprecher der Landesregierung. Ob allerdings die Stadt Lütjenburg diese beantragen wird, soll das zu erwartende wirtschaftliche Gutachten ergeben.
Wie meinte doch ein Besucher: „ Es wurde viel Munition im Wahlkampf um das Thema "Nienthal" verschossen und jetzt diese Einigkeit bei einem so großen Erfolg der Einweihung." Lütjenburg ist um eine Attraktion reicher geworden.
Bei dem anschließenden bunten Programm konnten sich die Besucher am Bogenschiessen und Axtwerfen beteiligen oder den Akteuren beim Schwerterkampf zusehen. Wer dies nicht wollte, konnte den herrlichen Blick von der 13 Meter hohen Turmhügelburg über das Nienthal genießen.
Weitere Veranstaltungen werden durch den Verein folgen und auf den Internetseiten www.turmhuegelburg.de veröffentlicht.
Kieler Nachrichten, 18.August 2003
Lütjenburg ist um eine Attraktion reicher
Die Lütjenburger Turmhügelburg, bislang einzige naturgetreue Rekonstruktion einer mittelalterlichen Wehranlage im norddeutschen Raum, hätte am Sonnabend ihre ursprüngliche Funktion wohl nicht erfüllen können: Trotz (oder gerade wegen) der Präsenz zahlreicher schwer bewaffneter Krieger wurde die stattliche, von einem sieben Meter breiten Wassergraben umgebene und über eine Brücke zugängliche Holzkonstruktion von "anstürmenden" Besuchermassen förmlich überrannt.
Von diesem Trubel ließ sich Freya überhaupt nicht stören. Die siebenjährige "Wikingerin" schnitzte völlig unbeeindruckt von Hunderten Zuschauern an ihrem Bogen, während andere Kinder der verschiedenen Stämme sich zwischen den "Zivilisten" im Schwerterkampf übten. Der dreijährige Jonas wurde durch derart martialische Szenen derart inspiriert, dass er sich freiwillig einen stabilen Blechhelm mit solidem Gesichtsschutz überstülpen ließ.
Voller Interesse nutzten auch die übrigen Besucher aus nah und fern die Gelegenheit, im Anschluss an die offizielle Einweihung mit (insgesamt zu langen!) Reden und der Schlüsselübergabe vom Bauherrn Klaus Dygutsch (Firma Schwalbe in Preetz) an Lütjenburgs Bürgermeisterin Silke Lorenz (als Eigentümerin) und weiter an den Vorsitzenden des Freundeskreises und Pächters Harald Brandt das Bauwerk zu besichtigen und den herrlichen Ausblick auf das Nienthal zu genießen. Für stilvolles Flair bei schönstem Sommerwetter sorgten nicht nur die Bänkelsänger der Gruppe "Mit voller Spielmannswucht" sondern auch die Mitglieder der angereisten oder in Lütjenburg neu gegründeten Mittelaltergruppen.
Mit "Kind und Kegel" ließ das bunt gewandete Volk die Besucher teilhaben an ihrem Alltagsleben im Zeltlager, in dem übrigens auf Strohlager und Fellen übernachtet, auf offenem Feuer gekocht und vielfältige Handwerkskunst ausgeübt wird. Natürlich gehört für die Männer auch das Training im Schwertkampf dazu.
In Rückblicken erinnerten Klaus Dygutsch, der Vereinsvorsitzende Harald Brandt und auch der Plöner Arbeitsamtsleiter Gerhard Kerssen daran, dass die Idee in der Lebenshilfe Preetz von Michael Röhlk vor sechs Jahren entwickelt und - gegen die Konkurrenz anderer interessierter Gemeinden - vom ehemaligen Bürgermeister Günter Marsula in Lütjenburg als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme verwirklicht wurde. Dass dieses Projekt den städtischen Parteien maßgeblich Munition im Bürgermeisterwahlkampf geliefert hatte, daran mochte angesichts der erfolgreichen Einweihungsfeier allerdings niemand mehr erinnern. Einig waren sich alle Redner - Bürgermeisterin Silke Lorenz, Hermann-Josef Thoben (Ministerium für Ländliche Räume) und auch Kreispräsident Werner Kalinka - darüber, dass die mittelalterliche Turmhügelburg alle Chancen einer touristischen Attraktion biete und sich als "gute Botschafterin für den gesamten Kreis Plön" (Kalinka) entwickeln könne. Voraussetzung für ein Gelingen sei allerdings, das betonten auch Silke Lorenz und Harald Brandt, dass die Kooperation zwischen Stadt und Verein funktioniere. Wann der weitere Ausbau des Geländes rund um die Burg zu einem "Mittelalterpark" in Angriff genommen werden könne, stehe noch nicht definitiv fest. Allerdings stünden die über das Land verteilten EU-Mittel auf jeden Fall bis Ende 2006 dafür bereit, erklärte Hermann-Josef Thoben. Er versprach den Initiatoren über die Finanzierung hinaus auch jede Unterstützung durch fachkundige Beratung.
Kieler Nachrichten, 14.August 2003
Mittelalterliche Anlage wird mit einem großen Fest eröffnet
Wenn Heinrich Oelerich auf seinen Exkursionen mit Feriengästen künftig Denkmale aus der Stein- und Bronzezeit sowie "Motten" in der Umgebung Lütjenburgs vorführt, kann er den Teilnehmern der Touren (die nächste startet am Freitag um 10 Uhr in Hohwacht) auch den Nachbau Turmhügelburg zeigen.
Dieses Bauwerk wird am Sonnabend, 16. August, in Nienthal um 14 Uhr feierlich eingeweiht. "Es handelt sich dabei um den ernsthaften Versuch einer Rekonstruktion nach historischen Quellen und Beispielen aus der Region", erklärt der ehemalige Realschulleiter, der sich nach seiner Pensionierung dem Studium der Vor- und Frühgeschichte verschrieben hatte und inzwischen als Vertrauensmann des Archäologischen Landesamtes und damit als ehrenamtlicher Verbindungsmann zur Unteren Denkmalbehörde des Kreises Plön fungiert.
Burgen mit Wällen und Gräben hätten bereits die Slawen und Wenden im 7. und 8. Jahrhundert gebaut, weiß der passionierte Historiker zu berichten. Um 1200 seien die Sachsen in die Küstenregionen vorgedrungen und hätten ebenfalls Befestigungsanlagen nach bekanntem Muster in Niederungen errichtet. Deshalb sei als Standort für den Nachbau der Turmhügelburg in Lütjenburg bewusst der Standort im Nienthal ausgewählt worden, weil der Bereich durch den von Darry kommenden und bei Vogelsdorf in die Kossau mündenden Bach Lütt Elf gespeist werde. So sei es problemlos möglich gewesen, den gut sieben Meter breiten Wassergraben rund um den stattlichen Holzturm nach historischem Vorbild anzulegen, erklärte Heinrich Oelerich. "Allerdings gab es weder eine exakte Vorlage noch einen einheitlichen Bautyp, so dass sich hier verschiedene Elemente unter dem Aspekt der praktischen Nutzung wiederfinden".
Vor 800 Jahren änderte sich mit der Befestigungsform auch das wirtschaftliche, kulturelle und militärische Leben, so wurde u.a. das Christentum eingeführt. In dieser Zeit entstanden in dieser Region nachweislich elf dieser Turmhügel, von denen Erdwerke zum Teil noch erhalten geblieben sind, jedoch keine Bauwerke. Deshalb, so Oelerich, halte er den Nachbau als Erinnerung an die Besiedlungsgeschichte für wichtig.
Schaufenster, 16.Juli 2003
Förderverein plant Mittelalterpark
Die Ritter können kommen. Die Stadt Lütjenburg überlässt den Nachbau der Turmhügelburg im Nienthal dem Verein "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg Lütjenburg". Der Verein will das Gelände zum Mittelalterpark ausbauen. Lütjenburgs Bürgermeisterin Silke Lorenz und der Vorsitzende des Vereins, Harald Brandt, unterzeichneten vergangenen Donnerstag im Rathaus einen entsprechenden Nutzungs- und Pachtvertrag. Danach überlässt die Stadt das Gelände inklusive der Turmhügelburg dem Verein auf unbestimmte Zeit ohne Pacht. Als Gegenleistung übernimmt der Verein die Verkehrssicherungspflicht.
Der Verein verpflichtet sich, auf dem Grundstück den Nachbau der vorhandenen historischen Turmhügelburg mit Nebenanlagen zu unterhalten. Entstehen soll dort nach den Vorstellungen des Vereins in der zweiten Ausbaustufe um die Burg herum ein mittelalterliches Dorf mit Ringwall, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Werkstatt und Backhaus. Dieses wird wie die Turmhügelburg der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Bisher ist der Nachbau einer mittelalterlichen Turmhügelburg aus Eichen-Holz, einer so genannten "Motte", in Lütjenburg für ganz Norddeutschland einmalig. Die Stadt, die sich selbst nicht finanziell engagiert, ist bereit, eine mögliche Förderung des Vorhabens aus Mitteln der EU und des Landes zu beantragen.
Am ersten Augustwochenende wird die Wehranlage im Mittelpunkt eines Feldlagers von Freunden des Mittelalters stehen. Die offizielle Eröffnung mit einem großen mittelalterlichen Fest ist für den 16. August geplant.
Kieler Nachrichten, 12.Juli 2003
Nutzungs- und Pachtvertrag für die Turmhügelburg unterzeichnet
Für die Planung touristischer Aktivitäten rund um die Turmhügelburg in Lütjenburg hat der Förderverein jetzt freie Hand. Die Stadt Lütjenburg überlässt das Gelände und den Neubau einer Rekonstruktion der Wehranlage "Motte" unentgeltlich und auf unbestimmte Zeit.
Diesen Nutzungs- und Pachtvertrag unterzeichneten am Donnerstagnachmittag Bürgermeisterin Silke Lorenz sowie die Vorständler der "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg Lütjenburg e.V.", Harald Brandt als Vorsitzender, Hartmut Eller als Vize und Klaus Dygutsch als Kassenwart, im Rathaus. Damit übernimmt der Verein rückwirkend ab 1. Juli auch die Verkehrssicherungspflicht der stattlichen Anlage im Nienthal.
Im Vertrag ist festgelegt, dass durch den Verein auf dem Grundstück die Turmhügelburg und künftiger Nebenanlagen eines Mittelalterparks unterhalten werden. In einem zweiten Bauabschnitt sollen hier nämlich entsprechend der auch von der Stadtvertretung gebilligten Konzeption ein Dorf mit Ringwall, Wohl- und Wirtschaftsgebäuden, Werkstatt und Backhaus errichtet werden.
Der Vereinsvorsitzende Harald Brandt zeigte sich zwar ebenso wie die Verwaltungschefin zufrieden darüber, dass die Vertragsunterzeichnung so zügig abgewickelt worden sei. Trotzdem unterzeichne der Vorstand nur "mit Magengrimmen". Als Grund nannte er den ausdrücklich vom Hauptausschuss in den Entwurf eingefügten Passus, der Verein müsse einmal im Jahr der Stadt gegenüber einen Rechenschaftsbericht vorlegen.
"Diese Bedingung widerspricht dem Vereinsrecht. Wir stimmen dem auch nur vorbehaltlich einer juristischen Klärung zu, um unseren Zeitplan bis zur Einweihung der Anlage am ersten August-Wochenende nicht zu gefährden", stellte Brandt klar und monierte gleichzeitig den fragwürdigen politischen Stil, der einem Misstrauen gegenüber dem Verein gleichkomme. Sein Stellvertreter Hartmut Eller wies darauf hin, eleganter wäre es, wenn die Stadt als Mitglied dem Verein beitreten würde, um jederzeit Einblick in die Arbeit zu bekommen.
Bürgermeisterin Silke Lorenz mochte diese Skepsis so nicht nachvollziehen.
Der Vertrag sei unverzichtbar für den Verein, der sich im Bereich der Turmhügelburg maßgeblich engagieren wolle, und als rechtliche Absicherung auch für die Stadt als Bauherrin des 200000- Euro-Projektes.
"Wir haben keine Bedenken, sondern streben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an", betonte sie.
Kieler Nachrichten, 24.Juni 2003
Die Anlage der Lütjenburger Turmhügelburg nimmt in diesen Tagen deutlich Konturen an. Zwei Zimmerleute der Preetzer Baufirma Schwalbe sind nämlich inzwischen fast fertig mit dem Bau der steilen Holzbrücke, die über den bereits mit Wasser gefüllten Graben führt. Der Chef des Unternehmens, Klaus Dygutsch, zeigte sich zufrieden mit der Umsetzung einer Konstruktion, die er selbst nach historischen Vorbildern konstruiert hat. Um die Brücke begehbar zu machen, werden die Tragebalken noch mit hölzernen Treppenstufen belegt.
Karfunkel , Juni 2003
Rekonstruktion einer mittelalterlichen Burganlage im Nienthal bei Lütjenburg in Schleswig-Holstein
Wir schreiben das Jahr 1204. Vor ein paar Tagen überquerten wir die Elbe, und nun ziehen unsere schwer beladenen Pferde- und Ochsengespanne weiter nordostwärts. War die Reise anfangs noch sehr beschwerlich, kommen wir nun leichter und schneller voran, denn die Landschaft, durch die wir ziehen, ist sehr eben. Wir folgen unserem Herrn, der hier im Norden sein neues Land in Besitz nehmen will. Doch wir sind nicht die einzigen. Wie wir kommen viele andere aus dem Westen, um hier eine neue Heimat zu finden. Man sagt, die Menschen, die hier im Norden leben, sind noch Heiden. Wenn das stimmt, werden wir sie bekehren. Aus diesem Grunde reisen auch drei Mönche mit uns und natürlich viele Bewaffnete, denn schon früher gab es immer wieder Streitigkeiten mit den hier ansässigen Slawen.
Als unser Herr eines regnerischen Morgens von einem Erkundungsritt zurückkam, berichtete er, daß er nahe der Meeresküste in einer Niederung einen geeigneten Platz für die Errichtung seiner Burg gefunden habe. Sofort machten sich die Bauleute, die Handwerker und die Hälfte der Bewaffneten auf und ritten mit ihm voraus zu dem angegebenen Ort.
Nun sind auch wir endlich mit den langsameren Wagen an dem beschriebenen Platz angekommen und können sehen, daß die Männer bereits ein provisorisches Verteidigungswerk errichtet und sich nahe eines kleinen Baches daran gemacht hatten, einen ringförmigen Graben auszuheben. Das gewonnene Erdreich häufen sie in seinem Inneren zu einem steilen Hügel auf, den sie feststampfen und gut verdichten. Das von einem nahegelegenen Wald herüberschallende Schlagen der Äxte hatten wir bereits aus der Ferne gehört. Dort werden große Eichen gefällt und deren Stämme gleich vor Ort grob zugerichtet. Wir werden einiges an Bauholz brauchen, denn der Herr plant nicht nur den Bau eines mehrgeschossigen Wehrturms, sondern auch die Anlage einer palisadenumgebenen Vorburg mit etlichen Wohn-und Wirtschaftsgebäuden. Da wir hier in unmittelbarer Nähe zur See und keinen Tagesritt von der östlich gelegenen Hauptfestung der Slawen entfernt siedeln, werden wir jederzeit wachsam und vorbereitet sein müssen, um uns vor möglichen Überfällen zu schützen. Noch wissen wir nicht, wie die Slawen auf uns, ihre neuen Herren, reagieren werden; ebensowenig, wer noch in unserer Nähe siedeln wird.
Nach unserer Ankunft wurden die Ochsen nach einer kurzen Rast gleich wieder eingespannt, um die Stämme zum Bauplatz zu transportieren. Auch uns gönnt der Herr keine Rast, denn mittlerweile ist der Burghügel bis auf eine Höhe von fast zwei Metern angewachsen, und der Bau des Turmes kann beginnen. Beim Aufstellen des Turmgerippes und beim Aufsetzten der Dachbalken werden alle Tiere und Menschen gleichermaßen im Einsatz sein. Sobald die Außenwände des Turms verschalt sind, werden wir den Graben weiter vertiefen und den Hügel noch etwa um ein Drittel erhöhen. Erst wenn der untere Teil des Turms eingegraben ist. kann er auch den heftigen Stürmen widerstehen, die hier im Frühjahr und im Herbst mitunter gewaltig toben sollen. Wenn der Burghügel dann schließlich seine endgültige Höhe erreicht hat, werden wir die über den Graben führende Brücke mit einem soliden Tor versehen, um den Zugang zum Turm zu erschweren, denn dieser wird im Ernstfall unsere letzte Zuflucht sein, sollte die Vorburg überrannt werden. Gebe Gott, daß dies nie geschehen wird.
Sobald wenigstens der Turm und die Palisade errichtet sind, werden wir uns in diesem fremden Land etwas sicherer fühlen, und die Krieger, die uns schützen, werden es das erste Mal seit langer Zeit wieder wagen können, sich ihrer Rüstungen zu entledigen. Sobald die Burg dann ganz fertiggestellt ist, wird der Herr nach seiner Familie und den restlichen Personen seines Haushalts schicken. Mit diesen werden dann auch die Bauern kommen, die das Land urbar machen und in der Nähe der Burg siedeln sollen. Sicher wird dann auch bald die angespannte Stimmung einer alltäglicheren Betriebsamkeit Platz machen, und es wird wieder häufiger ein Lachen zu hören sein. Doch bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen...
Die Rekonstruktion einer Turmhügelburg bei Lütjenburg
So oder ähnlich könnte es sich vor etwa 800 Jahren mehrfach abgespielt haben, als die nordelbischen Gebiete seit der Mitte des 12. Jh. von Westen her neu besiedelt und christianisiert wurden. Diese Epoche ist zwar längst vergangen, und die Turmhügelburgen (château à motte oder vereinfacht: Motte) dieser Zeit sind nur noch als Bodendenkmäler erhalten - doch spielt sich heute wieder ein ganz ähnliches Szenario in der norddeutschen Tiefebene zwischen Kiel und Oldenburg ab: Seit Mitte 2002 wird nahe des Ortes Lütjenburg in Schleswig-Holstein an der Rekonstruktion einer mittelalterlichen Burganlage gearbeitet. Bis heute sind bereits alle Erdwälle, der Turmhügel sowie der Turm aus Eichenholz, der über zwei geschlossene Wohngeschosse, ein offenes Aussichtsgeschoß und ein Dachgeschoß verfügt, fertiggestellt. Ebenfalls fertig sind der Wassergraben und die darüberführende hölzerne Brücke mit einer Toranlage.
Der etwa drei Meter hohe Turmhügel ist kreisförmig und sehr steil. An der Wasserlinie hat er einen Durchmesser von etwa 20 Metern, auf seiner abgeflachten Krone etwa 13Meter. Der Graben, der den Turmhügel umgibt und von dem natürlichen, ständig wasserführenden Bächlein Lütt Elv gespeist wird, ist etwa einen Meter breit, seine Wassertiefe beträgt an der tiefsten Stelle 1.3 Meter. Das Fundament des Turms bilden 32 starke Eächenbohlen, die flach und sternförmig auf den Hügel aufgelegt wurden, als dieser etwa zu 2/3 seiner endgültigen Höhe aufgeschüttet war. Auf diesem "Eichenstem" ist ein quadratischer Schwellenkranz aus Eichenstämmen mit einer Seitenlänge von jeweils 12 Metern befestigt, und darauf aufbauend steht das hölzerne Gerippe für den 14Meter hohen quadratischen Turm. Unmittelbar nach dem Aufstellen des Gerippes wurde das Dach aufgesetzt und gedeckt, um das Innere des Baus vor Regen und Schnee zu schützen. Die Dachlatten wurden mit handgeschmiedeten Nägeln aufgenagelt, das Dach mit handgestrichenen, kohlegebrannten Dachpfannen, die man als "Mönch und Nonne" bezeichnet, eingedeckt.
Dann wurden im Inneren des Turms die Deckenbalken eingezogen und die Treppen eingebaut, anschließend die Außenwände des Turms verkleidet. Erst danach hat man den Hügel weiter aufgeschüttet und so die unteren 1,5 Meter des Turms "eingemottet", um dem Gebäude einen festen Stand zu geben. Nachdem der Hügel schließlich seine endgültige Höhe hatte, wurde eine zwei Meter breite, sehr steile Brücke über den Wassergraben geführt, deren unteres Ende mit einer Toranlage abschließt. Zuletzt hat man die obere Fläche des Hügels mit Steinen ausgelegt und befestigt!
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß alle an dieser Anlage verbauten Balken und Bretter von Hand zugerichtet und bearbeitet wurden, nirgends finden sich Spuren von modernen Gerätschaften wie etwa Kettensägen. Alle verarbeiteten Nägel (ca. 5.700 Stück) und Beschläge für die Fenster. Türen und Luken wurden zudem von einem ortsansässigen Schmied handgeschmiedet: für die Deckenschalung hat er Nägel von 80 cm Länge angefertigt. Schrauben oder ähnliches sucht man vergebens. Vollkommen verzichtet wurde auf alles, was unauthentisch wäre, beispielsweise gibt es keinen Strom und auch keine Notausgangsschilder. Aus Gründen der Sicherheit erhielten lediglich die Treppen Geländer, und einige Feuerlöscher wurden unauffällig integriert.
Noch rechtzeitig zum Saisonbeginn 2004 wird die gesamte Burganlage mit einem hölzernen Palisadenzaun und einem Wehrgang auf dem Wallring umgeben sein. Für 2005 ist der Ausbau der Vorburg mit verschiedenen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden wie insbesondere dem herrschaftlichen Wohnhaus, mehreren Stallungen, einem Backhaus, einer Schmiede und einem Brunnen geplant. Die Errichtung und spätere Nutzung der Anlage obliegt dem Verein "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg e. V", dessen Ziel laut Satzung die möglichst authentische Rekonstruktion und Belebung der Burganlage zum Zwecke der Heimatpflege und der Bildung ist. Der Verein verfolgt dabei ausschließlich gemeinnützige Zwecke, ist selbstlos tätig und nicht auf Erwirtschaftung von Überschüssen aus.
Turmhügelburgen in Norddeutschland - Historischer Hintergrund
Nach alledem mag man sich fragen: Gab es denn im Mittelalter in Norddeulschland Burgen - es gibt doch überhaupt keine Überreste? Die Antwort darauf lautet: Oh ja, es gab sie. Es waren Burgen aus Holz, und Funde gibt es massenweise - aber nur im Boden, denn Holz ist vergänglich. Turmhügelburgen entstanden wahrscheinlich schon im ausgehenden 9.Jh. in der Normandie. Von dort aus breiteten sie sich über die britischen Inseln, die norddeutsche Tiefebene bis nach Dänemark und Südschweden, aber auch bis Polen und ins Baltikum aus. Beim Bau dieser Burgen entnahm man die Erde für den Burghügel, wie eingangs beschrieben, aus der unmittelbaren Nähe und schüttete diesen mit dem Aushub des Grabens auf. Nach Erreichen von etwa 2/3 der Gesamthöhe wurde darauf zunächst der Turm errichtet, um erst danach den Graben fertigzustellen. Mit dem hierbei gewonnenen Bodenaushub wurde die endgültige Hügclhöhe erreicht, d. h., der Turm wurde "eingemottet" und so gegen ein Umfallen gesichert. Die Böschungen der Turmhügel wurden möglichst steil angelegt. um sie für Feinde schwer erklimmbar zu machen, und um ein Abrutschen der Erde zu verhindern, wurden die Hügel wahrscheinlich mit Soden belegt. Ob die Türen dieser Burgen im Erd- oder aus Verteidigungszwecken im ersten Obergeschoß lagen, ist nicht eindeutig geklärt. Bei der Rekonstruktion in Lütjenburg einigte man sich darauf, die Tür im Erdgeschoß anzulegen, um so dem neuzeitlichen Besucher den Eintritt zu erleichtern.
Im Kreis Plön (Schleswig Holstein) soll es den Archäologen zufolge mindestens 50 Turmhügelburgen gegeben haben, etliche allein in der unmittelbaren Umgebung von Lütjenburg. Hier finden sich, bis heute in der Landschaft noch erkennbar, 11 erhaltene Turmhügel aus dem Mittelalter. Eine bedeutende Burg stand beispielsweise bei Giekau am Selenter See (nahe Lütjenburg). Der Ritter Nikolaus von Gikowe gründete dort im Jahre 1259 das Dorf Giekau und baute daneben seine Burg. Der Burghügel und die imposante Vorburg sind noch heute in der Landschaft zu erkennen. In der Nähe entstand ab etwa 1500 die Anlage Neuhaus, und die alte Motte verfiel. Aus diesem Grand ist die Wahl des Standortes der durch den Verein neu errichteten Burg gut gewählt.
Die Ursache für diese massive Ansammlung von Burgen auf engstem Raum liegt in der früheren Geschichte Norddeutschlands begründet. Im Zuge der Völkerwanderung ging im 5. Jh. n.Chr. ein großer Teil der Bevölkerung Wagriens - so nannte man das Gebiet östlich einer Linie Kiel-Lübeck - nach Westen und Süden. Die Angeln und Sachsen zogen nach England und die Langobarden nach Italien. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung blieb im Lande. Später wanderten im 7. und 8. Jh.. aus dem Südosten kommend, die Wenden - auch Slawen genannt - in dieses nur noch dünn besiedelte Gebiet ein und breiteten sich aus bis zum sog. limes saxoniae — also etwa bis an eine Linie Kiel-Sachsenwald. Der Hauptort der Slawen wurde Oldenburg, in slawischer Sprache Starigard. Bereits zeitgenössische Überlieferungen nannten den Ort Alte Burg bzw. Aldinburg oder Aldenburg.
Der Versuch der Unterwerfung und Christianisierung der nordelbischen Volksstämme begann bereits um 800 unter Karl dem Großen mit der Unterwerfung der sächsischen Stämme der Holsten, Stormarn und Difmarscher. Die Slawen wurden jedoch zunächst nicht besiegt, und die Gebiete Wagriens blieben weiterhin in slawischer Hand. Der spätere erneute Versuch der Christianisierung der Slawen in der zweiten Hälfte des 10. Jh. führte zu ständigen Auseinandersetzungen zwischen den mittlerweile christianisierten und befriedeten Sachsen und den Slawen. Erst in der Mitte des 12. Jh. wurde die Christianisierung Wagriens bis zur Ostseeküste durchgesetzt, indem das Gebiet von deutschen Siedlern, die aus dem Westen kamen, in Besitz genommen wurde. Um 1200 wurde so der gesamte Küstenbereich erneut übersiedelt. Die slawische Bevölkerung paßte sich den neuen Verhältnissen notgedrungen an und wurde den neuen Herren zinspflichtig.
Die deutschen Adligen befestigten ihre Wohnsitze mit Ringwällen und Wassergräben, dabei war die Turmhügelburg die häufigste Form. Im Gegensatz zur slawischen Befestigung, die grundsätzlich an erhöhtem Ort errichtet und mit Burgwall und Trockengraben umgeben wurde, bauten die neuen Siedler ihre Burgen in quelligen Niederungen in der Nähe von fließenden Gewässern, wobei sie die Verteidigungsgräben bis unter das Niveau des Grundwasserspiegels aushoben und so ständig wasserführende Verteidigungsanlagen schufen. Das im Nienthal bei Lütjenburg gewählte Gelände, das von dem Bächlein namens Lütt Elv durchströmt wird, ist also auch insoweit typisch für die Lage einer mittelalterlichen Turmhügelburg in der norddeutschen Tiefebene.
Vorlagen bei der Rekonstruktion
Da keine einzige Turmhügelburg bis heute erhalten ist, mußte und muß bei der Rekonstruktion der Anlage auf die Quellen zurückgegriffen werden, die aus der Zeit zur Verfügung stehen, wie beispielsweise die Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Grabungen an erhaltenen Turmhügeln in Schleswig-Holstein, so an dem erwähnten Turmhügel bei Giekau, dem Kleinen und Großen Schlichtenberg bei Futterkamp, dem Tunnhügel von Havekost, an der Hatzburg bei Wedel, dem gut erhaltenen Turmhügel in Rethwisch bei Preetz und dem Turmhügel in Eichede bei Trittau. Bei der Rekonstruktion stützte sich der Verein außerdem auf die Erkenntnisse aus den Untersuchungen des gut erhaltenen Dachstuhls des Templerhauses von Amorbach aus dem Jahre 1291 und des Glockenturms von Norderbrarup aus dem Jahre 1461. Nach Auskunft des Instituts für Archäologie der Universität Bamberg handelt es sich bei dem Templerhaus um eine Motte. Das Dach ist ein Walmdach mit einer Kehlbalkenkonstruktion, das Holz wurde den Untersuchungen zufolge im Winter 1290/91 geschlagen und im folgenden Jahr verbaut. Nicht zuletzt boten die Abbildungen von Burgen auf dem sog. Teppich von Bayeux (um 1070) einiges an Erkenntnissen, wobei diese allerdings zinnengesäumte Flachdächer aufweisen.
Fazit
Nach alledem kann man wohl zwei Punkte mit Sicherheit festhalten: In Lüljenburg wird zur Zeit nicht nur in äußerst akribischer Art und Weise und wissenschaftlich fundiert eine mittelalterliche Wehranlage rekonstruiert und nachgebaut, wie sie im Hochmittelalter für die nordeuropäische Region typisch war, sondern hier entsteht auch eine sehr authentische Kulisse und ein reichhaltiges Betätigungsfeld für jeden, der mittelalterliches Leben in der norddeutschen Region darstellen und nacherleben möchte.
Der Verein plant, jedes Jahr drei Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zum Thema Mittelalter zu organisieren und durchzuführen. So wird es in diesem Sommer z. B. vom 23. bis 25. Juli ein Lager geben, das unter dem Motto "Reiter und Ritter" steht und insbesondere das kriegerische Mittelalter beleuchten soll. Vom 3. bis 5. September wird dagegen ein friedliches Minnefest abgehalten, zu dem Musikanten und Freunde mittelalterlicher Musik eingeladen sind. Nach Auskunft des Vereins steht die Burg neben diesen Terminen das ganze Jahr über nach Absprache und Voranmeldung für private Mittelaltertreffen zur Verfügung. Kommerzielle Mittelalter und Fantasyveranstaltungen sind hingegen nicht erwünscht und soll es nicht geben.
05.Juni 2003
Es dauert zwar noch etwas, aber gespannt sind die Mitglieder des Vereins Turmhügelburg schon, auf die Einweihung am 16. und 17. August 2003. Dann nämlich ist es soweit, die Turmhügelburg wird mit einem mittelalterlichen Markt eröffnet.
Die Ausbauarbeiten der Lütjenburger Turmhügelburg gehen dem Ende entgegen. Damit rückt der Ausflug ins Mittelalter näher. Diesen will Stefan Busse aus Hamburg mit seiner Gruppe gestalten die seit Jahren mittelalterliches Brauchtum pflegen und dies in regelmäßigen Treffen ermöglichen. So werden sie nicht nur zur Eröffnung präsent sein sondern auch regelmäßig in der Anlage arbeiten. "Wo gibt es so etwas schon, was uns hier geboten wird", so Stefan Busse der als Beisitzer dem Vorstand des Vereins Turmhügelburg angehört. In ganz Europa gibt es weder Reste noch eine Rekonstruktion einer Turmhügelburg wie in Lütjenburg. Deshalb könne er sich vorstellen, dass dies ein Anlaufpunkt für viele Liebhaber von mittelalterlichen Lebensweisen werden könnte. Damit die Trägerschaft für dieses Objekt gesichert ist, und weitere Gelder aus verschiedenen Programmen der EU und des Landes abgefordert werden können, wurde in der letzten Woche der Vorstand des Vereins Turmhügelburg gewählt. Zum Vorsitzenden wurde Ex-Bürgervorsteher Harald Brandt, als Stellvertreter Hartmut Eller gewählt. Schriftführer wurde Arne Schnau, Schatzmeister Klaus Dygutsch und als weitere Beisitzer Mandy Baer, Rudolf Germeroth, Klaus - Dieter Dehn, und Dr. Sigurd Zillmann. Im wissenschaftlichen Beirat fungiert Heinrich Oelerich.
Anschließend berichtete Arne Schnau, der das Projekt schon bisher maßgeblich betreut hatte, von festen Zusagen über eine fast 100-Prozent-Finanzierung auch des 2- Bauabschnitts. Diese Mittel müssen nur noch von der Stadt beantragt werden, damit 2004 die Arbeiten fortgesetzt und 2006 abgeschlossen werden können. Harald Brandt erinnerte an die damalige Ländliche Struktur- und Entwicklungsanalyse (LSE), die zusammen mit Hunderten von Bürgern erarbeitet wurde. Diese haben damals den "Mittelalterpark" als Leitprojekt vorgestellt. Er sei davon überzeugt, dass sich bereits die Rekonstruktion der mittelalterlichen Burganlage (Motte) nach verschiedenen historischen Vorbildern harmonisch in ein Gesamtkonzept für den Bereich Nienthal integrieren lasse. So wird im zweiten Bauabschnitt die Turmhügelburg mit Wassergraben, Zugbrücke und Ringwall erstellt. Im Innenhof entsteht dann das mittelalterliche Dorf. Durch eine überregionale Werbung und das Internet sollen Einzelreisende, Besuchergruppen und Reisegruppen in die Region und damit auch in die Einkaufsstadt Lütjenburg gelockt werden. Diese haben dann die Möglichkeit, diese Einrichtung zu besuchen, die dann ständig mit Aktionen wie Zeltlager, Führungen, Markttreiben und Erlebniswochenenden belebt wird. Da sich die Einrichtung nach Fertigstellung von selber trägt, davon sind alle Mitglieder überzeugt.
Kieler Nachrichten, 27.Mai 2003
Turmhügelburg soll am 16. August eingeweiht werden
Die Ausbauarbeiten in der Lütjenburger Turmhügelburg gehen in die Schlussphase. Schließlich soll das etwa 14 Meter hohe am Stadtrand weithin sichtbare Bauwerk am 16. August eingeweiht werden. Zum bunten Eröffnungsprogramm gehört unter anderem am folgenden Tag mittelalterliches Markttreiben.
Dafür hat sich bereits Stefan Busse aus Hamburg angekündigt. Er gehört dort einer Gruppe an, die bei ihren regelmäßigen Treffen möglichst authentisches Leben unter Bedingungen des Mittelalters pflegt und großes Interesse daran hat, in der Lütjenburger Anlage regelmäßig präsent zu sein. "Wir zeigen alte Handwerksfertigkeiten wie Hörn- und Holzschnitzer, Schmiede, das Nähen von Gewändern - und natürlich auch spektakuläre Schwertkämpfe".
Er ist als Beisitzer übrigens Vorstandsmitglied des Fördervereins "Gesellschaft der Freunde der mittelalterlichen Burg in Lütjenburg". Zum Vorsitzenden gewählt wurde Ex-Bürgervorsteher Harald Brandt, als Stellvertreter fungiert der bisherige Bauausschuss-Vorsitzende Hartmut Eller. Dem Gremium gehören außerdem Projektleiter Tim Arne Schnau als Schriftführer und als Schatzmeister der Chef des Preetzer Bauunternehmens Schwalbe, Klaus Dygutsch, an.
Im Vorstand arbeiten ebenfalls als weitere Beisitzer Mandy Baer, Rudolf Germeroth, Klaus-Dieter Dehn und Dr. Sigurd Zillmann mit. Als Mitglied im wissenschaftlichen Beirat fungiert Heinrich Oelerich.
Harald Brandt erinnerte daran, dass der Bau der Turmhügelburg einschließlich einer Erweiterung zu einem "Mittelalterpark" als Leitprojekt der Ländlichen Struktur- und Entwicklungsanalyse (LSE) von Bürgern erarbeitet worden sei. Er sei überzeugt davon, dass sich bereits die Rekonstruktion der mittelalterlichen Burganlage ("Motte") nach verschiedenen historischen Vorbildern harmonisch in ein Gesamtkonzept für den Bereich Nienthal integrieren lasse und zu einer touristischen Belebung der gesamten Region beitragen werde. "Wir gehen davon aus, dass sich die Einrichtung einmal selbst tragen wird".
Tim Arne Schnau, der das Projekt schon bisher maßgeblich betreut hatte, berichtete der Versammlung von festen Zusagen über eine 100-Prozent-Finanzierung auch des 2. Bauabschnittes. Die Mittel aus verschiedenen Programmen der EU und des Landes sowie des Arbeitsamtes müssten von der Stadt beantragt werden, damit 2004 die Arbeiten fortgesetzt und 2006 abgeschlossen werden könnten.
Die Vorteile des Projektes Turmhügelburg mit Wassergraben, Zugbrücke über den Ringwall und bebautem Vorhof liegen nach seiner Überzeugung auf der Hand: Es wird ständig Aktionen wie Zeltlager, Führungen, Markttreiben, Bogenbau-Seminare und Erlebniswochenenden geben. Die überregionale Werbung dafür wird neue Besuchergruppen auch in die Innenstadt locken und so das Projekt zu einer touristischen Attraktion machen.